Tag 2: Kranzl-Tag
- paulineocist
- 10. März
- 2 Min. Lesezeit
Obwohl es leider keine Kranzl mehr gibt (früher bekamen die Schwestern an ihrem Einkleidungstag einen Blumenkranz auf den Kopf gesetzt), gibt es glücklicherweise den Kranzltag noch. Und nachdem der gestrige Tag so vollgestopft war, dass ich in der Nacht kaum schlafen konnte, hatte ich ihn auch bitter nötig. Meine Novizenmeisterin meinte am Morgen: “Heute machen Sie sich mal noch einen gemütlichen Tag, ruhen sich aus und räumen auf und morgen fängt dann der Ernst des Lebens an.“
Das Wetter war passend: herrlich sonnig und unglaublich warm. Da konnte ich gar nicht anders als barfuß in den Garten gehen und die Slackline mal wieder spannen. Es war wirklich zum genießen. Ich konnte sogar noch drei andere Schwestern zu ein paar Schritten auf der Line überreden. Sie waren ziemlich begeistert und fühlten sich gleich wieder wie Kinder.
Heute gab es nochmal richtig viel Post für mich anlässlich meiner Einkleidung. Auch von Leuten, die ich nur flüchtig kenne und womit ich gar nicht gerechnet hätte. Vor allem aber ein lang ersehnter Brief aus Frankreich. Meine liebe Freundin hatte sich einige Monate nicht gerührt und ich hatte mir Sorgen gemacht. Zumindest weiß ich jetzt, dass sie noch dort ist und auch auf dem Weg ist eine Ordensfrau zu werden. Von ihr zu hören hat den sonst schon rund herum perfekten Tag abgerundet.
Die Mitschwestern haben mir alles so liebe Zeilen geschrieben und so schöne Karten vor die Tür gelegt. Ich war eine ganze Weile damit beschäftigt sie alle zu lesen. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen von nun an zu dieser Gemeinschaft zu gehören. So richtig dazu zu gehören. Schwester unter Schwestern.
Der Habit und die Kleiderschürze fühlen sich so an, als ob es schon immer so hätte sein sollen und als hätte ich sie schon ewig. Nur an den Schleier, an den muss ich mich noch gewöhnen. Immer etwas auf dem Kopf, über den Ohren, das hinten so lang runter hängt und womöglich noch an diversen Stellen drückt. Ob das wohl so wie mit einer Brille sein wird, dass man ihn irgendwann gar nicht mehr wahrnimmt?

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